Sunnys Tagebuch

Hallo

 

Meine ersten Lektionen haben im Juni 2010 ihren Anfang gehabt. Zuerst war ich wohl noch ein ziemlich aufgeweckter Kerl. So war es an der Zeit nach dem Grundgehorsam wie "Warten" das Führen zu erlernen.

Ich durfte immer an dem langen Seil gehen und auch ab und an mal ein wenig herumspinnen was ich ja so gerne mache. Dennoch musste ich immer aktiv mit meiner Aufmerksamkeit bei der führenden Person sein.

Plötzlich war die Person nicht mehr neben mir und ich machte sofort kehrt um wieder bei der Person zu sein.

 

Irgendwann sind dann Hindernisse dazu gekommen, damit ich lerne meine Beine natürlicher Weise zu heben. Dafür gab es im Wald Äste und Bäume oder auch Hügel die ich erklimmen musste. Phu ich ging da immer mit so viel Energie hoch, sodass ich danach ein wenig erschöpft war.

 

 

"Tell me and I forget. Teach me and I remember. Involve me and I learn."

 

Immer wieder lerne ich wieder neues dazu. So habe ich auch viel von Sunny gelernt. Der kleine Racker musste erstmals seine "Spieltriebe" ausleben, bevor wir mit den hohen Zirkuslektionen beginnen konnten. Jederzeit würde ich den jungen Pferden noch mehr Spielraum geben, um wirklich ohne Druck aufzuwachsen.

 

Juli 2010

 

Nachdem ich das führen allmählich kenne und auch Freude an den Spaziergängen habe, kam wieder etwas Neues. Nun lernte ich die Koordination besser kennen. Das nach Links gehen und das nach rechts gehen. Letzteres wurde mir durch das Anzeigen der Richtung im Vorhinein angezeigt, so konnte ich mich darauf vorbereiten und besser orientieren. Beim nach Links gehen war dann schon wieder meine Aufmerksamkeit gefragt. Doch das hatte ich schnell begriffen. Und sowieso wenn man dann zur Belohnung an der Brust gekrault wird....da komme ich bis heute nicht hin.

Dann waren da diese lustigen Töggel am Boden, welche aber wohl nicht zum umschmeissen gedacht waren.

Hier konnte ich mich noch besser konzentrieren um Wendungen zu üben.

 

"In a relationship each person should support the other - they should lift each other up."

 

So habe ich dazu gelernt, den Pferden möglichst viele Hilfen zu geben. Diese Hilfen entsprechen meiner Körperhaltung und wie ich diese Verändere. Jedoch auch mit Gegenständen, welche den Weg für das Tier aufzeigen.

 

August 2010

 

Bald schon war es mir zu langweilig nur am Strick geführt zu werden. Ich habe nach mehr gefragt.

Mein Angebot war es, meine vorderen Beinchen zu heben. Jaa das ging flott. Meine Stampfer schnellten nach vorne und so ist der Spanische Schritt entstanden. Uiii da gab es aber Belohnungen. Ich mache das auch, wenn man es mir vorzeigt, da braucht es kein Antippen der Beine.

Nebenbei lernte ich immer wieder neue Objekte kennen, von denen ich mich nicht fürchten muss. Dazu gehörten Plache, Plastik, Geräusche und das Wasser. Ja Wasser ist da sowas, das braucht man nur im Eimer.

Achja was mir am Anfang auch etwas Schwierigkeiten gebracht hatte, war das Rückwärtsgehen. Sanft wurde ich an der Brust angetippt bis ich ein kleines Schrittlein machte und sofort gab es eine Pause mit Belohnung und Schmusen. Mit der Zeit konnte ich immer mehr Schritte hintereinander machen.

 

"Love is what we were born with. Fear is what we learned here."

 

Sunny fürchtet sich kaum vor Dingen. Jedoch bekam er die Zeit, die er benötigt hat, um gewisse Dinge kennen zu lernen. So war es das Wasser, was ihm am meisten beängstigte. Schritt für Schritt sollte er dieses Element kennen lernen. Von Hand waschen bis hin zum Abspritzen und siehe da, ein Bach wurde da zum Spielplatz. Jedoch ist es jeden Sommer wieder ein kleiner Rückschritt.

Grundsätzlich darf er sich vor den unbekannten Ungeheuern in der Natur fürchten. Für mich ist aber wichtig, dass ich ihn nicht "lerne" diese Angst zu haben. Eine gewisse Ignoranz und ein wenig "Ich führe dich in Sicherheit" bilden das beste Gerüst, einem Pferd die Angst zu nehmen.

 

September 2010

 

Nun lernte ich die Grundlagen des "Im Kreis Herumspringens". Endlich konnte ich mich wieder austoben und umherspringen. Trotzdem war es meine Aufgabe zu lernen was es heisst die Gangarten zu wechseln. Am besten konnte ich vom Stand angaloppieren...wohlbemerkt aber nicht mehr bremsen. HIHI

Aber ich kluges Kerlchen habe schnell begriffen, wie das geht. Menschlein in der Mitte hat sich dann lustig bewegt um meine Aufmerksamkeit zu erhaschen.

Wie bereits erwähnt verlangte ich nach mehr. Jetzt kamen das Kompliment und das Plié hinzu. Für mich waren beide Lektionen sehr einfach. Einerseits bin ich sehr beweglich und andererseits kann ich mich gut anlehnen, da ich nicht so schwer bin. nochmals HIHI

 

"Every great dream begins with a dreamer. Always remember, you have within you the strength, the patience, and the passion to reach for the stars to change the world."

 

Bei den Zirkuslektionen habe ich mich leiten lassen, wie Royal damals alles gelernt hat. Durch Roccero habe ich jedoch neue Arten des Erarbeitens von Zirzensik gelernt. Pferde lernen genauso wie die Kinder durch Modellernen. Beziehungsweise durch die Energie und die Bewegungsabläufe des Menschen. Das Beste Beispiel ist das Rückwärtsgehen. Habe ich die Aufmerksamkeit und Konzentration des Pferdes, muss ich mich rückwärts richten und das Pferd wird sich mir anpassen.

 

Oktober 2010

 

Dieser Monat hat es in sich gehabt. Charlie und ich gingen an einen neuen Ort in einem grossen Gefährt, dass aber Futterkübel, Wassereimer und Bruststange direkt auf unserer Höhe hatte. Wo es hin ging wussten wir nicht. Aber als wir dann da waren und ausgestiegen sind, waren da ganz viele neue Pferde und Ponies. Sehr viele Menschen und grosse Plätze. Wir haben allen gerufen und hallo gesagt. Das war aufregend.

Schnell wurden wir aber ruhig und ich konnte mich konzentrieren. Manuela hatte da wohl mehr Probleme.

Die erste Aufgabe war für mich ein Kinderspiel. All die Lektionen, die ich in den vergangenen Monaten gelernt hatte, halfen mir dabei. Es war eine Bodenarbeitprüfung. Da musste ich über eine Brücke gehen, stehen bleiben, Hufe auskratzen, mich nassspritzen lassen, Gangarten wechseln und noch vieles mehr.

Danach kam auch etwas das ich bereits gelernt hatte. Das Führen am langen Zügel. Nein an mir scheiterte es nicht....die Menschen hatten den Gurt um meinen Bauch vergessen. So hatte ich leider zu wenig Führung.

Die letzte Disziplin hat mir am meisten Spass gemacht. Ich konnte in einer grossen Halle herumrennen wie ein wildes Pony. Es waren da auch wieder solch farbige Stangen. Ich kann mich noch an den Satz des Richters erinnern, als er fragte, ob man die Stangen noch höher stellen könne. Er fügte hinzu "Ich weiss ja nicht ob die Führperson noch höher springen kann".

 

Dann wurde ich wieder zu unserem Transporter geführt um meine Kräfte mir Futter aufzufrischen.

Plötzlich kamen die Menschen wieder und holten mich ganz schnell raus. Phu ich wusste nicht was passiert ist. Da stand ich schon mit den anderen grossen Pferden auf dem Platz. Alle jubelten und machten Lärm mit ihren Händen. Da kam auch schon jemand und Band mir etwas an den Kopf. AHHHHH Wir haben gewonnen!!!

 

"Coming together is a beginning, staying together is progress, working together is success."

 

Es war der 10.10.2010. Eine Schnapszahl, mit viel Glück, Freude, Hoffnung und Liebe dahinter.

Die Hengstleistungsprüfung von Special Color war unser erster gemeinsamer Auftritt. Ich hätte niemals damit gerechnet auf den vordersten Plätzen aufgelistet zu werden. Aber Sunny hatte so viel Ruhe und Spass bei der Sache, dass wir in der Disziplin "Bodenarbeit" unter all den Pferden den ersten Platz belegten. Stolz ist das falsche Wort, um meine Gefühle zu beschreiben. Trotzdem bekam ich die Bestätigung, dass meine, nein unsere gemeinsame Arbeit ihre Früchte trägt.

Danke Sunny!

 

November 2010

 

Ausgelernt hat man bekanntlich nie. Bei mir ging es weiter. Zum Beispiel wurde das Warten wieder ein wenig schwieriger. Ich sollte draussen neben dem feinen Gras, was noch da war, warten. War dann doch eine schwierige Aufgabe für mich konzentriert zu bleiben.

Mir hilft es, wenn ich gelerntes immer wieder machen muss. Dabei musste ich lernen, dass Lektionen, welche ich bereits gut kenne, nicht gleich beim ersten Mal mit einem Leckerli belohnt werden. Eingeübte Zirkuslektionen werden von nun an zuerst mit Stimme, Streicheln und Pause belohnt. Ein weiterer Durchgang wird gleichermassen belohnt. Erst beim dritten Durchgang bekomme ich dann eine Leckerei. Hat wohl das Gefühl ich werde zu dick.

 

"One of the rewards of success is freedom, the ability to do whatever you like."

 

Die Belohnungen sind kostbare Elemente, um den Anreiz zu schaffen, weiterhin zu lernen. Jedoch gibt es hier verschiedene Meinungen. Wie ich das Belohnen handhabe ist vermerkt im Menüpunkt "Unterricht".

Soviel ist zusagen, das wohl grösste Lob für ein Pferd ist die Pause. In der Pause kann das Pferd sich selbst sein. Keine Aufgaben meinerseits. Meine Aufgabe in diesen Momenten besteht darin, als Freund beim Pferd zu sein. Wenn es meine Nähe sucht, bin ich da. Ansonsten lasse ich dem Pferd den Raum für sich. Es soll sich mit dem Gelernten auseinandersetzen und es verstehen können.