Bodenarbeit

"Du jagst Dein Pferd raus, hinaus in die Wildniss und lässt es allein den Gefahren ausgesetzt." - In etwa so kann man die Join-Up Methode aus einer anderen Sicht sehen. Für mich persönlich macht es Sinn. Man jagt das Pferd auf den äusseren Hufschlag und steht selbst in der "sicheren" Mitte. Es darf dann wieder zu mir kommen, um Sicherheit zu suchen. Ich habe bewusst den unten stehenden Text gelassen, weil ich das Join Up in einer gewissen Art und Weise immer noch verwenden würde. Aber der Druck, die Energie beim "Rausschicken in die Wildniss" soll nicht ganz so kraftvoll sein. Wie ich beschrieben habe, pickte ich mir immer nur die Elemente raus, welche ich vertreten kann. Aber grundsätzlich finde ich diese Art der Arbeit toll, weil das Pferd seine Energie zeigen kann...

"Die Join-Up-Methode (engl.) wurde entwickelt, um Pferden das Vertrauen zum Menschen zu geben und sie zu veranlassen, diesen als Leittier anzusehen. Man kann damit Wildpferde, junge Pferde und Problempferde, aber auch 'ganz normale Pferde' näher zu ihrem Menschen führen.

Junge vom Menschen gezogene Pferde sind in den meisten Fällen an Menschen gewöhnt und müssen daher nicht gezähmt werden, sondern werden weltweit normal eingeritten. 

[..]
In den USA werden dagegen Mustangs, um Zeit zu sparen, mit Gewalt gebrochen und eingeritten. Erst das von Monty Roberts eingeführte Join Up wurde in den USA als neue Methode akzeptiert, da sie noch schneller zum Ziel führt, als das Brechen."

 

Ich habe mir erlaubt, eine Beschreibung des Join Up's als theoretischen Hintergrund zu zitieren.

Persönlich habe ich nie genau nach einer der Theorien gearbeitet. Lediglich das, was für mich persönlich stimmte, habe ich herausgepickt. So habe ich mit dieser Methode viele "Erfolge" gehabt.


Aber ich habe den Zeitraum erweitert und eher auf die Bereitschaft des Pferdes geachtet, als auf das "Brechen". Und ich muss sagen, für mich persönlich hat das freie Arbeiten mit den Pferden immer einen positiven Effekt gehabt.

So konnte ich mit der Zeit ohne Roundpen auf dem Viereck die Pferde frei auf einer Volte longieren.

 

Nun versuche ich in möglichst wenig Worten zu erklären, wie ich bei der Bodenarbeit vorgehe.

In wenig Worten, weil ich hier ebenso finde, man kann es nicht verallgemeinern und in der Realität sieht es wohl ein wenig anders aus.

Bei Fragen stehe ich gerne zur Verfügung, um meine Erfahrungen zu berichten.

Wie man hier auf diesem Bild gut erkennen kann, hat die Arbeit viel mit der Energie zu tun, die ich hineinstecke.

Bei der Bodenarbeit kann ich nicht wie beim "altertümlichen Longieren" in der Mitte wie ein Pflock stehen. Ich agiere mit dem Pferd. Wenn ich es nun frage, die Seite zu wechseln, muss ich mich vorbereiten und meine Stellung ändern. Dies kann nur geschehen, wenn ich mich aktiv auf dem Platz bewege.

Vorbereitung

 

Bei der Bodenarbeit hat sich als vorteilhaft erwiesen, ein Roundpen zu erstellen. Dies aus dem simplen Grund, das Pferd einzuschränken. Denn auf dem Viereck würde ich keine Chance haben, meine Stellung zu vertreten, da meine Beine dies nicht mitmachen würden.

Jedoch soll es gross genug sein, dass das Pferd seine "Fluchtwege" gehen kann.

 

Dazu benötige ich ein langes Seil, am besten ohne Karabiner, um Verletzungen zu vermeiden.

Im besten Fall ist der Carrot Stick. Dieser dient als Verlängerung des Armes.

 

Ist nichts dergleichen vorhanden, genügt auch eine Longiergerte.

 

Nun geht es darum dem Pferd einen ersten Vertrauensbeweis zu geben. Es soll keine Angst vor meinem verlängerten Arm haben. Für das Beispiel nehmen wir den Carrot Stick.

So streife ich das ganze Pferd mit dem Carrot Stick ab.

Das Pferd darf sich bewegen und im ersten Augenblick "unerwünschte" Reaktionen zeigen. Jedoch fahre ich fort mit meiner Bewegung. Denn ich will dem Pferd vermitteln, dass wenn es ruhig ist, geschieht ihm nichts. So beende ich meine Bewegungen, wenn das Pferd still stehen bleibt und lobe es.

Auch erfolgt kein Ziehen oder Rupfen am Strick. Dieser soll wenn möglich, wie auf dem Bild, durchhängend sein.

Auch wichtig ist, das Pferd nicht direkt anschauen, denn dies wertet es als Angriff.

 

Nun wenn das Pferd verstanden hat, dass ich ihm nichts Böses will, kann die weitere Arbeit beginnen.

 

ACHTUNG: Da beim Join Up die meisten Pferde zuerst die Flucht ergreifen, sollte das Pferd vorgängig mindestens zehn Minuten aufgewärmt worden sein.

Orientierung

 

Hierbei beziehe ich mich auf die "Rollenverteilung in der Herde".

 

Wie bereits darin erwähnt, besteht eine Herde aus einer Leitstute und einem Leithengst.

Beide haben ihre Rollen. So führt die Stute die Herde an und fällt Entscheidungen betreffend der Richtung.

 

Der Leithengst sorgt dafür, dass keiner aus der Herde ausbrechen kann und bestimmt vorwiegend das Tempo.

 

Diese "Anweisungen" übernimmt nun der Mensch. Die Haltung dabei ist enorm wichtig, was sich an einem geübten Pferd gut zeigen lässt.

Warum geübtes Pferd, wenn dies die natürliche Sprache des Pferdes ist?

Die Pferde haben in der menschlichen Umgebung "verlernt" zu kommunizieren. Der Mensch versteht sie nicht. Nun sagen die meisten Pferde "Huch was ist passiert, du kommunizierst plötzlich mit mir!".

In Bewegung setzten

 

Wie bringt man nun das Pferd in Bewegung?

Gleich wie bei allem, gilt es das Pferd "vorzuwarnen". Damit versteht sich, nicht gleich aufs Pferd los zu rennen und hossa hü los.

Wir gehen von der Situation aus, das Pferd steht im Roundpen und schaut in Richtung linker Hand.

 

Situation 1: Ich nehme die Richtung an, die das Pferd vorgibt. So laufe ich in einem grossen Kreis langsam nähernd dem Pferdepo entgegen. Den Carrot Stick oder das Seil immer schwingend. Von leicht bis stark.

Hierbei gilt, sobald sich das Pferd bewegt, hört der Druck auf. Zusätzlich zeige ich mit meiner Hand, in diesem Falle der Linken, die Richtung an, in die das Pferd gehen darf.

 

Situation 2: Frontal! Ich gehe von Vorne auf das Pferd zu. Die Regeln bleiben die gleichen.

ICH LASSE DEM PFERD ZEIT ZU VERSTEHEN, WAS ICH MÖCHTE.

Das Pferd ist in Bewegung und der Teil des Join Up's wird kommen.
Zeichen des Pferdes sind:

  • Senken des Kopfes
  • Inneres Ohr auf mich gerichtet

Diese Zeichen heisst es nun zu verstehen und sofort zu reagieren.

 

Wenn ich mich nun vom Pferd weg drehe lade ich es ein, meiner Bewegung zu folgen - JOIN UP.

In den ersten Lektion reicht es vollkommen aus, wenn sich das Tier "nur" in meine Richtung dreht und abkaut. JUBBEL TRUBEL HEITERKEIT! Mein Freund, das Pferd, reagiert auf mich.

 

Diese Arbeit wird nun von Pferd zu Pferd unterschiedlich wiederholt, bis das "Follow Up" möglich ist.

 

Follow Up ist das schliessliche Folgen des Pferdes. Ich benenne es eher als "gemeinsames Gehen".

Das Pferd bewegt sich nun ein meine gewünschte Bewegung. In der Rolle als Leithengst, bewege ich das Pferd vorwärts, indem ich in der Region der Hinterhand (mit gutem Abstand zum Pferd) meine Bewegungen vollziehe.

 

Wie "bremst" man nun das aktive Tier?

Hierfür ist nun die Leitstute zuständig. Also muss ich meine Position ändern und in den Bereich der Vorderhand wechseln. Die meisten Pferde reagieren nun mit dem Wechseln der Richtung.

Ist für den Anfang ein guter Ansatz, auf dem man aufbauen kann.

Jetzt ist meine Aktivität gefragt und das gleiche Verhalten von mir erfolgt gleich nochmals. Ich stelle mich erneut vor das Pferd, immer noch mit der Distanz, um es wieder dazu zu bringen die Seite zu wechseln. Allmählich wird das Pferd stehen bleiben. LOB! Der Moment ist gekommen um dem Pferd meine ganze Liebe entgegen zu senden. Denn das wollten wir!

 

Ich persönlich gebrauche auch bei der Bodenarbeit gewisse Kommandos. So wie das "Haaaalt", um dem Pferd wieder die grösst mögliche Unterstützung zu bieten, die meinerseits möglich ist.

Der Halt soll nun aber genauer und einfacher geschehen. Ich muss daher nicht nur meine Position ändern, sondern auch meine Körperhaltung. Indem ich mich ein wenig "kleiner" mache und nach hinten senke, wird sich das Pferd auch in seiner Haltung ändern. Und so erarbeitet man das Anhalten.

 

Weiter kann man nun den Seitenwechsel üben. Dieser kann im Schritt, im Trab aber auch im vollen Galopp geschehen.

Wichtig wiederum, die Vorbereitung.

Situation: Pferd bewegt sich im Trab auf der Volte im Roundpen. Ich ändere meine Position so, dass ich einige Pferdelängen VOR dem Pferd bin und es so dazu bewegen kann, die Richtung zu ändern. Und schon haben wir wieder einen Moment, um dem Pferd eine Pause zu gönne und es zu loben.

Um nicht in einen Roman zu verfallen, kürze ich nun das Thema Bodenarbeit ab.

 

Wir haben als Grundlage das "Join Up", indem man zuerst das Vertrauen aufbaut und danach die Aufmerksamkeit des Pferdes erlangen möchte, indem es sich zu mir dreht.

Danach das "Follow Up", bei dem das Pferd mir folgt, wenn ich es dazu einlade.

 

Bodenarbeit kann nun erweitert werden, und man beginnt mit dem Pferd zu "tanzen".

 

"Everything you do with a horse is like a dance."

 

Auf diesem Bild sieht man die Haltung, die ich annehme, wenn ich das Pferd auf eine Volte führen will.

Dieses Bild soll veranschaulichen, wie sehr meine Haltung die Arbeit am Boden mit dem Pferd beeinflussen kann.

© Andrea G.
© Andrea G.

Abschliessend zum Thema "Join Up - Follow Up" möchte ich erwähnen, dass dies alles auf Theorien von Männern wie Monty Roberts oder Pat Parelli basieren.

Für mich haben die Theorien in der Praxis viel Wahrheit erwiesen. Dennoch arbeite ich NICHT direkt nach dessen Ansichten. Ich wandle diese für mich um.

 

Darum schliesse ich das Thema Bodenarbeit, mit diesem Bild von Roccero und mir, welches aufzeigt, wie Pferd und Mensch gemeinsam agieren können, nachdem eine gewisse Grundbasis vorhanden ist.

Eine Volte aufgrund meiner veränderten Körperhaltung