...was die Seele so von sich gibt...

Die heutige Zeit und die Möglichkeit der vielfältigen Kommunikation, machen es möglich, alles was einem bedrückt oder man los werden möchte, mit der ganzen Welt zu teilen.

Viele haben einen Blog, eine Facebook-Seite oder eine Homepage.


Es gibt solche, welche ihre privaten Probleme an alle richten und es gibt jene, welche einfach nur versuchen, jemand anderen zu kopieren.

Mir gefallen die Seiten, welche wirklich über ihr Leben schreiben aber so, dass es kein "ich will Aufmerksamkeit erhaschen"-Schrei nach Aussen ist.


Meinereiner ist nicht so begabt im Schreiben. Und dennoch gibt es Lebenssituationen, welche mir auf dem Herzen liegen und vielleicht sogar den einen oder anderen ansprechen.


Unter dieser Rubrik werde ich mich darin versuchen, interessante Themen für euch darzustellen. Sie dürfen geteilt und verwendet werden, sofern ein Link zu meiner Homepage bzw. ein Vermerk gemacht werden. Ich hoffe dafür habt ihr Verständnis.


Viel Spass und ich nehme auch gerne Kritik entgegen :)

07. August 2015

Thema Reitbeteiligung


Man will ein Pferd und gleichzeitig will man Freiheit, Partys, Ferien und dann ist da noch die Arbeit.

Im Schweizerdeutschen sagt man dazu "de Füfer unds WegglI".


Als Sunny zu mir gekommen ist, habe ich mir eines versprochen:

Sunny ist ein Steppentier und braucht daher Bewegung. Sollte es mir einmal schlecht gehen, kann es vorkommen, dass er einen oder auch einige Tag "frei" hat.

Ich lese immer wieder, wie gewisse Besitzer für Tage in die Ferien gehen und ihr Pferd der Reitbeteiligung überlassen. Da finde ich, geht es noch, weil die Tiere dann betreut sind und womöglich auch eine Bezugsperson haben. Wie überall gibt es aber auch hier das Gegenteil. Besitzer welche ihre Pferde nun einfach für einige Tage dem Zufall überlassen. Sie kommen ja eh auf die Weide. Oder der Stallbesitzer lässt sie aufs Viereck oder im Karussell etliche Runden drehen.


Aber warum? Hat man keinen Eid gegenüber dem Tier geschworen? Ich bin für dich da. Du trägst mich so "selbstverständlich" durch die Gegend, dafür gebe ich dir ein wenig, eigentlich sehr wenig, deines natürlichen Verhaltens zurück.

Meine Aufgabe besteht darin, den Alltag in eingesperrter Haltung, meinem Pferd möglichst abwechslungsreich zu gestalten.

Ich biete ihm einen Rundgang in der Natur und lasse es die Gerüche mit tiefen Lungenzügen aufnehmen, die Eindrücke der Umgebung erhaschen und zu verarbeiten. Mit Übungen wie Zirkuslektionen, Stangenarbeiten und weiteren Abwechslungen kann ich dem Pferd doch sehr vieles zurückgeben.


"Heute habe ich nur eine halbe Stunde Zeit" - Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, noch nie gestresst bei Sunny gewesen zu sein.

Aus irgendeinem Grund habe ich mein Pony auch schon vernachlässigt. Doch plagt mich nach solchen Gegebenheiten das schlechte Gewissen. Weil wie gesagt, ich will das Versprechen gegenüber meinem Vierbeiner stets halten.


Sunny geniesst es oftmals auch, wenn ich einfach bei ihm sitze und ihn kraule. Genau das brauche ich teilweise. Im Innern sage ich ihm dann aber auch, dass es mir nicht gut geht und diese Nähe gerade besser ist. Manchmal habe ich das Gefühl, er versteht mein Anliegen.

Überhaupt verstehen, dass heisst akzeptieren die Tiere unsere Bedürfnisse tausend Mal mehr, als wir ihre.

Tiere stecken so vieles zurück und geben mehr, als sie können. Jeden Fehler unserer Seite nehmen sie an - Wir hingegen bestrafen die Tiere so oft für Dinge, welche eigentlich unsere Fehler sind.


...hmm abgeschweift...aber gerade hier kann ich wieder zum ursprünglichen Thema zurückgreifen - Annehmen als sehr starke Eigenschaft der Tiere.


Gerade durch die menschlichen Bedürfnisse haben die Pferde wohl gelernt, alles anzunehmen, was man ihnen sagt zu tun.

Ich habe ein Pferd. arbeite 100 %, möchte am Montag jeweils in den Tanzunterricht, Dienstag habe ich Waschtag und am Wochenende möchte ich ab und an ein verlängertes Wochenende in einem anderen Land mit meinem Partner geniessen - Achja, dies alles kostet noch Geld.

Eine Reitbeteiligung muss her.

Sie muss flexibel sein, Sorge zu Material und Tier haben und einen "kleinen" Beitrag zahlen....dafür, dass sie für mich "lästige" Arbeit abnimmt. NEIN, ich will niemanden angreifen, denn ist gibt ja auch noch die anderen. Diese wollen einfach eine Abwechslung fürs Pferd bieten.


Ganz klar in Ordnung.

Nun aber einmal aus der Sicht des Pferdes. Im Besten Falle kennt das Pferd seinen Besitzer und liebt diesen auch. Dazu kommt die liebe Reitbeteiligung, welche viel Zeit und Geduld in das Hobby "Pferd" hineinsteckt und meist auch mehr Zeit hat, weil sie noch Schülerin ist. Soweit so gut. Denn das Pferd hat nebst dem Stallbesitzer zwei Bezugspersonen und muss nur diesen beiden gerecht werden.


In einem für mich schlimmeren Fall ist die Situation folgende:

Am Montag kommt Mädchen 1, Dienstags Mädchen 2, Mittwochs Besitzerin, Donnerstags der Bereiter und vielleicht auch noch die Besitzerin, Freitags Besitzerin oder die Bekannte und am Wochenende können sich die Mädchen abwechseln oder die Besitzerin geht an ein Turnier oder sonst wo hin.


Wie es das Wort schon sagt, der Mensch ist ein Individuum - Jeder ist anders.

Tagtäglich muss sich das Pferd auf jemand anderen einstellen und dessen Bedürfnissen gerecht werden. Hat den jemand schon gefragt, was das Pferd will? Wohl kaum. Die eine reitet mit dem Westernsattel, die andere ohne Sattel. Die eine mag es nicht wenn das Pferd sich nach dem Reiten auf dem Platz wälzt aber die Besitzerin hat es dem Pferd beigebracht als Lob nach der Reitstunde. Einmal wird das Pferd für ein Verhalten bestraft und das andere Mal dafür belohnt.

Die Bestrafung nimmt das Pferd an und wehrt sich nicht wie es der Mensch gleich machen würde.

Es will ja dem Menschen gefallen und gehorchen.

Seht ihr den Konflikt?

Der Besitzer hat wohl schon eine Art "Handbuch" aber jeder wird mit der Zeit seine eigenen Rituale haben, was nun Mal normal ist.

Wenn das Pferd nun plötzlich Verhaltensweisen anfängt, fragt man sich, was es denn für ein Problem hat. Vielleicht drückt der Sattel oder die Hufe müssen gemacht werden.

Dass das Pferd aber eigentlich nur aus seinem "Alltag" ausbrechen will, wie es der Besitzer macht und daher diese Reitbeteiligungen hat, merkt niemand.


Ich für meinen Teil habe niemanden, welcher sich um Sunny kümmert, wenn ich aus irgendeinem Grund verhindert bin. Eigentlich falsch, denn ich weiss, ich kann der Stallbesitzerin zu 1000% Vertrauen. Sie ist immer da. Die erste, welche ihn morgens begrüsst, ist am Mittag da und ihre Präsenz durch das Wohnhaus nebenan ist ebenfalls vorhanden.

Sunny steht in einer Gruppe von drei Ponys. Den Kontakt für Körperpflege hat er also auch.

Sollte ich doch mal weg sein, hat er frei, einfach mal niemandem gehorchen und gefallen zu müssen, tut meiner Meinung nach so einem Geschöpf ab und an auch gut....


Mir gefällt er nämlich so wie er ist, auch wenn er einmal den Weg bestimmen will, das Tempo oder die Pausen. Denn er ist ein Individuum wie du und ich - Er hat seine Bedürfnisse, wie ich sie habe.



Danke Sunny, dass du meine Fehler akzeptierst und sie mir immer wieder zeigst.